Perioperative Komplikationen nach retropubischer TVT Einlage – eine retrospektive Analyse von 960 Fällen

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/124168
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1241685
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-65532
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2022-02-08
Originalveröffentlichung: Erschienen in: Archives of Gynecology and Obstetrics, 2021, veröffentlicht am 28.10.2021.
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Reisenauer, Christl (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2021-10-22
DDC-Klassifikation: 500 - Naturwissenschaften
Freie Schlagwörter: Belastungsinkontinenz
intraoperative Komplikationen
postoperative Komplikationen
Tension-Free vaginal Tape
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Seit den ersten Versuchen die Belastungsinkontinenz chirurgisch zu behandeln - Baker und Brown im Jahr 1864 - wurde von über 150 unterschiedlichen chirurgischen Therapieverfahren berichtet (Veit-Rubin et al. 2019). Eine der erfolgreichsten und am meist untersuchten Interventionsmöglichkeiten ist die spannungsfreie suburethrale Schlinge. Das Tension-free vaginal Tape – die retropubische spannungsfreie suburethrale Schlinge – wurde erstmals 1996 von Ulmsten et al. eingeführt (Ulmsten et al. 1996). Im Gegensatz zu den vorherigen Interventionsmöglichkeiten wurde bei dem TVT die mittige Urethra unterstützt, die suburethrale Schlinge spannungsfrei eingesetzt und der minimalinvasive Einsatz der Schlinge war möglich (Gomelsky et al. 2019). Dies revolutionierte die chirurgische Therapie der Belastungsinkontinenz und so wurde die spannungsfreie suburethrale Schlinge schnell zum Goldstandard (Goforth und Langaker 2016). Damit einher geht, dass das Tension- free vaginal Tape bereits oft untersucht wurde. Die Untersuchungen bezogen sich oft auf ein oder zwei bestimmte Parameter. Zudem lag die Anzahl der untersuchten Patientinnen in der Regel unter 750. Auch wurden die Eingriffe von unterschiedlichen Operateuren durchgeführt. Auf der einen Seite ist dies für einige Erkenntnisse sinnvoll – etwa zur Nachverfolgung der Lernkurve der Operateure – auf der anderen Seite kann dies Ergebnisse der Untersuchungen verzerren. Diese Arbeit hat das Ziel das Tension-free vaginal Tape „ganzheitlich“ perioperativ zu untersuchen. Dafür wurden die Unterlagen von 960 Patientinnen durchgesehen. Den Patientinnen wurde im Zeitraum von 2011 bis 2016 an der Universitätsfrauenklinik in Tübingen ein Tension-free vaginal Tape zur Behandlung ihrer Harninkontinenz eingesetzt. Das TVT wurde in allen Fällen von demselben Operateur eingesetzt. In die Untersuchungen wurden Patientinnen miteinbezogen, die sich mit einer Belastungsinkontinenz oder Mischharninkontinenz mit dominierender Belastungskomponente vorstellten. Ob 104 es sich bei der Harninkontinenz um eine Primär- oder Rezidivinkontinenz handelte, war nicht von Bedeutung. Daraufhin wurden die elektronischen Patientinnenakten durchgesehen und verschiedene Parameter analysiert. Parameter, die bereits präoperativ erfasst wurden, waren das Alter zum Zeitpunkt der Operation, der Body-Maß-Index, die Form der Inkontinenz, entweder eine Belastungsinkontinenz oder eine Mischharninkontinenz mit dominierender Belastungskomponente, urogynäkologische Voroperationen, ob es sich um eine Primär- oder Rezidivinkontinenz handelte und das Modell des eingesetzten TVT – TVT Exact oder Retro-Arc. Intraoperativ wurde die Operationsdauer, die Art der Narkose, ein eventueller Kombinationseingriff und die intraoperativen Komplikationen und deren Management festgehalten. Im postoperativen Verlauf waren die Notwendigkeit eines postoperativen Katheters, postoperativer Restharn, die Dauer des stationären Aufenthaltes sowie die postoperativen Komplikationen und deren Management von Bedeutung und wurden mit in die retrospektive Analyse aufgenommen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass das Tension-free vaginal-Tape eine komplikationsarme minimalinvasive Behandlungsmöglichkeit bei Belastungs- und Mischharninkontinenz mit dominierender Belastungskomponente darstellt. Im Vergleich zu den Komplikationsraten aller Patientinnen haben die Patientinnen, die sich mit einer Rezidivinkontinenz vorstellten oder ein höheres Alter zum Zeitpunkt der Operation aufwiesen, eine erhöhte Komplikationsrate. Diese war dennoch sehr gering. Dagegen spielte der Body-Maß-Index keine wesentliche Rolle bei der Häufigkeit von Komplikationen. Ebenso zeigte sich, dass das TVT unter Analgosedierung ein sehr gutes Outcome hat. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass in der Urogynäkologie aufgrund des demographischen Wandels an immer neueren, besseren und risikoärmeren Behandlungsmöglichkeiten der Belastungsinkontinenz geforscht wird – etwa an Laserbehandlungen oder Stammzellinjektionen (Humburg 2019). Doch bis diese Behandlungen routinemäßig durchgeführt werden, stellt das TVT – unabhängig von Alter, Gewicht oder vorherigen Harninkontinenzbehandlungen 105 der Patientinnen - unter Analgosedierung eine sehr gute und risikoarme chirurgische Behandlung der Belastungs- und Mischharninkontinenz mit dominierender Belastungskomponente dar. Limitationen dieser Studie stellen die retrospektive Datenanalyse als auch die Expertise des Operateurs – welche nicht die Norm widerspiegelt – dar. Dagegen sind die Anzahl der Patientinnen und die der untersuchten Parameter große Vorteile dieser Studie.

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