Bosau, Christian (2009). Arbeitszufriedenheitsmessung im interkulturellen Vergleich. PhD thesis, Universität zu Köln.

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Abstract

In multinationalen Unternehmen wird als Steuerungsgröße für das HR-Management regelmäßig die Zufriedenheit der Mitarbeiter in den jeweiligen internationalen Standorten gemessen und über Länder- und Kulturgrenzen hinweg verglichen. Wird dabei jedoch aber tatsächlich die �wahre� Zufriedenheit von den Mitarbeitern berichtet oder mißt man nicht vielmehr kulturell bedingtes Kommunikationsverhalten? Methodische Schwierigkeiten dieser Art, die potentiell bei dem Vergleich der Höhe von Zufriedenheit aus verschiedenen Kulturen auftreten könnten, werden dabei in der Unternehmenspraxis oftmals überhaupt nicht thematisiert. Die bisherige interkulturelle Forschung konnte jedoch bereits allgemein bei anderen Themen zeigen, daß unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Antworttendenzen und -normen bei der Beantwortung von Fragebögen zeigen. Der Zusammenhang in dieser allgemeinen Form konnte auch in dieser Arbeit als ein erstes Ergebnis repliziert werden. Da es jedoch bisher überhaupt keine Anhaltspunkte in der Forschung dafür gibt, in welcher Art und Weise eigentlich Arbeitszufriedenheitsurteile von solchen Antwortnormen beeinflußt sind, stand diese Thematik explizit im Fokus der Studie. Untersucht wurde diese Fragestellung mit Hilfe von drei methodischen Vorgehensweisen: a) mit sekundäranalytischen Korrelationsstudien und Mediationsanalysen von Länder- und Kulturdaten, b) mit mehrebenenanalytischen Berechnungen anhand von Individual- und Länderdaten sowie c) mit Hilfe eines Primingsexperiments. Die korrelativen sowie die mehrebenenanalytischen Ergebnisse können zeigen, daß es in reicheren, wohlhabenderen Nationen einen klaren Zusammenhang zwischen dem kulturell bedingtem Kommunikationsverhalten und den Äußerungen zur Arbeitszufriedenheit gibt. Arbeitszufriedenheitsantworten sind demnach ebenfalls stark von Antwortnormen, d.h. vor allem von kulturell bedingten Zustimmungsnormen, beeinflußt. Betrachtet man explizit die Gruppe der wohlhabenderen Länder zeigte sich interessanterweise jedoch ein gegenläufiger Zusammenhang zwischen Zustimmungsnormen und dem berichteten Arbeitszufriedenheitsniveau eines jeweiligen Landes. Extrem hohe Zufriedenheitsurteile werden demnach nur in Ländern berichtet, in denen nur eine geringe bzw. gar keine Zustimmungsnorm existiert. In Ländern mit hohen Zustimmungsnormen hingegen äußern sich die Befragten im Mittel eher gemäßigter zur Arbeitszufriedenheit. Ein Grund dafür kann beispielsweise darin gesehen werden, daß gerade in Kulturen mit solch einer Art des Kommunikationsverhaltens die Befragten nicht aus ihrer Referenzgruppe herausstechen möchten. Desweiteren kann gezeigt werden, daß Zustimmungsnormen einen bedeutsamen Mediator darstellen, der zu einem großen Teil erklären kann, warum beispielsweise oftmals in kollektivistischeren Ländern nur gemäßigtere Zufriedenheitswerte gemessen werden können. Als Fazit der Mediationsanalysen läßt sich nämlich zeigen, daß auf der einen Seite kulturelle Werte und Gegebenheiten die Menschen sozialisieren, in einer bestimmten Art und Weise zu kommunizieren. Auf der anderen Seite führt dann dieses kulturell trainierte Kommunikationsverhalten seines Erachtens wiederum dazu, daß auf die Fragen nach der Zufriedenheit mit der Arbeit von den Befragten nur ein kulturell gefärbtes Urteil abgegeben wird. Das Primingexperiment kann schließlich bestätigen, daß nur aufgrund eines kulturellen Primings Befragte sich unterschiedlich zufrieden äußern und eine ansonsten exakt gleiche Arbeitssituation verschieden hinsichtlich der Frage nach der Zufriedenheit in dieser Situation gegenüber dem Versuchsleiter bewerten. Die Ergebnisse der drei unterschiedlichen methodischen Vorgehensweisen deuten insgesamt somit in die gleiche Richtung und lassen schlußfolgern, daß Arbeitszufriedenheitsurteile keineswegs problemlos über Kulturgrenzen hinweg verglichen werden können. Die Annahme, daß man die �wahre� Zufriedenheit von Mitarbeitern in Befragungen erfassen würde, ist somit sehr fragwürdig. Stattdessen sind die Resultate von internationalen Mitarbeiterbefragungen oder interkulturellen Arbeitszufriedenheitsstudien eher ein Ausdruck der kulturell sozialisierten Kommunikationsnormen. Die Folgen, die diese Ergebnisse für die Forschung als auch für die Unternehmenspraxis mit sich bringen, werden ebenfalls in dieser Arbeit diskutiert.

Item Type: Thesis (PhD thesis)
Translated title:
TitleLanguage
The measurement of job satisfaction across culturesEnglish
Translated abstract:
AbstractLanguage
Multinational organizations regularly measure job satisfaction of their employees in their different subsidiaries as an important aspect of HR management and compare the results across national and cultural borders. However, do employees really report their �true� satisfaction or do we rather measure culture-specific ways of communication? Methodological problems in this kind, which can possibly occur while comparing job satisfaction levels of different cultures, are very often neglected in the organizational environment. Cross-cultural research however could already show in a general manner, that different cultures show different response styles when answering questionnaires. This result actually was replicated as one first result in this study as well. Since in the research literature there could be no results found, to what extend job satisfaction measurement are in fact influenced by those response styles, this study focussed specifically on this question. To answer this question three different methodological approaches were used: a) correlational secondary data analyses and mediation analyses of country and cultural data, b) multi-level analyses of individual level and country level data, c) experimental priming procedures. The correlational as well as the multi-level analyses can show, that in wealthy countries there is a clear connection between cultural ways of communication and the answers to a job satisfaction question. Job satisfaction measurements are therefore strongly influence by response styles, in particular by acquiescence norms. Specifically regarding wealthy countries the connection between acquiescence norms and job satisfaction is indeed a negative one. Thus, extremely high job satisfaction is reported only in countries having low or almost no acquiescence norms, while in countries having high acquiescence norms people report job satisfaction more moderately. One reason for this effect could be, that in countries having high acquiescence norms people don�t like to stand out of their reference group. Furthermore, this study can show, that acquiescence norms are an important mediator that is able to explain why lower job satisfaction can be specifically observed very often in collectivistic cultures. The mediation analyses lead to the conclusion that on the one hand cultural values and sourroundings socialize people in their way of communication while on the other hand this culturally trained communicational behaviour influences in turn, what people answer when they are asked for their job satisfaction. The experimental priming study can finally show that only because of different cultural primings people report different satisfaction levels when they had to assess their satisfaction in a situation that was completely identical for both priming groups. All results of the three different methodological approaches lead to the same conclusion that job satisfaction measurements can not be compared across cultural borders without any problem. The assumption, that in surveys the �true� satisfaction of employees is measured, has to be questioned strongly. Instead, the results of international employee surveys or intercultural job satisfaction studies are rather representing an indicator of culturally socialized communication norms. The consequences that those results have for scientific as well as organizational problems are discussed in this paper as well.English
Creators:
CreatorsEmailORCIDORCID Put Code
Bosau, Christianchristian.bosau@uni-koeln.deUNSPECIFIEDUNSPECIFIED
URN: urn:nbn:de:hbz:38-27720
Date: 2009
Language: German
Faculty: Faculty of Management, Economy and Social Sciences
Divisions: Faculty of Management, Economics and Social Sciences > Social Sciences > Sociology and Social Psychology > Department of Economic and Social Psychology
Subjects: Psychology
Uncontrolled Keywords:
KeywordsLanguage
Arbeitszufriedenheit , Antworttendenz , Kultur , Zustimmungsnorm , interkulturelle MessungGerman
job satisfaction , response style, culture , acquiescence , intercultural measurementEnglish
Date of oral exam: 16 June 2009
Referee:
NameAcademic Title
Bosau, ChristianUNSPECIFIED
Refereed: Yes
URI: http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/2772

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